Die Ressourcen der Zukunft

Die Menschheit wandelt sich und so auch ihr Bedarf an Ressourcen. Früher waren es Öl und Stahl, die unsere Politik dominiert haben. Heute sind es zwei unscheinbarere. Aber sie werden unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen und den Weg vorgeben, wie wir künftig leben werden: Wasser und Kohlenstoff.

 

Zwei global Player für die Zukunft

Rohstoffe wie Platin, Gold oder seltene Erden sind deshalb so besonders, eben weil sie so selten vorkommen. Die zwei Rohstoffe, um die sich die Zukunft drehen wird, sind dagegen zwei der häufigsten auf unserem Planeten. Generell glaube ich, dass mit Fortschritt in der Wissenschaft sich unser Bedarf an den häufigsten oder am einfachsten verfügbaren Elementen orientieren wird. Alles, was zu Hauf verfügbar ist, soll nutzbar gemacht werden. Wir erleben schon seit langem eine Entwicklung in diese Richtung. Während man früher nach Öl, Braunkohle und Uran gesucht hat, begnügt man sich heute zum Beispiel mit Silizium, das einen Anteil von 25,8% an der Erdkruste hält. Auch Lithium ist ein gutes Beispiel. Der Bedarf ist in den vergangenen Jahrzehnten förmlich explodiert. Inzwischen wird Lithium aber schon wieder von einem häufiger vertretenen Rohstoff verdrängt.

 

Wasser

Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird Wasser für viele Nationen zum Luxusgut. Ein trauriges und bekanntes Beispiel dafür ist der Aralsee. Durch Umleitungen der Zuflüsse und intensive Landwirtschaft wurde binnen 50 Jahren aus dem viertgrößten See der Erde ein versalztes Brachland. Diese Entwicklung wird nur noch schlimmer werden. Und nicht nur in ohnehin schon warmen und trockenen Gebieten: Sind einmal die Gletscher in zahlreichen Gebirgen abgeschmolzen, werden auch dort die Wasservorräte knapper. Das betrifft insbesondere auch unsere Alpen. Bis zum Jahr 2040 könnten bereits 71% der Gletscher verschwunden sein. Die Ernährung einer steigenden Weltbevölkerung wird dadurch also eine immer größere Herausforderung für die Menschheit. Die Wassernot wird künftig zudem zu einer großen Flucht in gemäßigtere Regionen führen. Wir in Europa kennen solche Ströme bereits. Es wird aber auch Ländern wie China blühen, wo die Menschen sich aus den trockeneren in die feuchteren Landesteile flüchten werden.

Als Energieträger

Es gibt aber noch einen Grund, weshalb Wasser zu einer wichtigen Ressource wird: Wasser wird in der Zukunft der wichtigste Energieträger der Welt werden. Genauer gesagt: Der Wasserstoff-Anteil. Viele Investoren haben bereits die Chancen dafrü gewittert. Das führte über den Sommer 2o20 zu einem nie dagewesenen Rekordboom im Wasserstoffsektor. Allein Fahrzeuge mit Wasserstoff zu betreiben, ist aber zu kurz gedacht. Tatsächlich wird eines Tages, sollten wir so lange leben, die Menschheit ihren gesamten Energiebedarf durch Wasserstoff decken. Wir werden ihn erst immer häufiger mit überschüssigen erneuerbaren Energien produzieren und für Personen- und Lastverkehr einsetzen. Im Land der aufgehenden Sonne hat man mit der Entwicklung in diese Richtung bereits begonnen. Japan möchte eine Vorreiterrolle als Wasserstoffnation einnehmen.

Noch weiter in die Zukunft geblickt

Später werden wir dann die Kernfusion entdecken. Sicher wird sich das noch eine ganze Weile ziehen, bis wir funktionierende Reaktoren haben. Aber bereits 2025 soll der ITER Testreaktor in Frankreich als erster Reaktor mehr Energie erzeugen, als man in ihn hineinsteckt. Dieses Beispiel ist ein Startschuss für den neuen Wettlauf. Wo einmal Sowiets und Amerikaner den Wettlauf zum Mond gestartet haben, geschieht nun das gleiche hiermit. Kernfusion ist teuer und kein Land möchte gerade alles darauf setzen. Aber jeder hat sie gewittert und keiner kann sie nun mehr ignorieren. Europa, China, Japan, Australien, die USA: Jeder betreibt zur Zeit mindestens einen Testreaktor. Denn alle haben die gleiche Sorge. Der erste, der die Kernfusion als rentable Energiequelle erforscht, erreicht absolute Unabhängigkeit vom Energiemarkt.

Lockheed-Martin kündigte indes an, in zehn Jahren einen kompakten Fusionsreaktor auf den Markt zu bringen. Er soll 100 Megawatt erzeugen und wäre dabei so klein, dass er auf einem LKW transportiert werden könnte. Mit mehreren großen, stationären Fusionsreaktoren könnte Europa weitaus mehr Strom exportieren, als es wohl jemals verbrauchen könnte. Sämtliche Fahrzeuge könnten dann problemlos elektrisch oder auf Wasserstoffbasis angetrieben werden. Die Abhängigkeit von Öl und Gas wäre gelöst. Denn alles, was man dazu bräuchte, wäre: Wasser.

Selbstverständlich ist die Sache noch etwas komplizierter. Durch Hydrolyse lässt heute schon sehr einfach Wasserstoff in großen Mengen gewinnen. Zum Betreiben eines Fusionsreaktors benötigt man allerdings im Moment noch Deuterium und Tritium. Diese müssen erst angereichert werden. Immerhin sind uns aber Mittel und Wege dafür bereits bekannt. Deuterium gewinnt man über den Girdler-Sulfid-Prozess, Tritium kann in Kernreaktoren aus Lithium erbrütet und später im Kernfusionsreaktor selbst hergestellt werden.

Ein neuer Wettlauf

Spannender wird es aber, wenn man noch einen weiteren neuen Wettlauf mit in Betrachtung zieht: Den Wettlauf in den Weltraum. Elon Musk ist in dieser Hinsicht wohl der berühmteste Visionär. Andere, wie Jeff Bezos, folgen ihm nach. Man verkennt das gerne als „Greifen nach den Sternen“ oder als „der durchgedrehte Milliardär will zum Mars fliegen“. Aber das ist zu kurz gedacht. Das erste Ziel jeder dieser Weltraummissionen ist der Mond. Und dafür gibt es einen ganz konkreten Grund: Auf dem Mond lässt sich Helium-3 abbauen. Helium-3 kann in der Kernfusion Tritium ersetzen oder sogar ganz ohne Deuterium einen Reaktor betreiben. Derjenige, der Helium-3 in großen Mengen abbauen und auf die Erde zurückschicken kann, hat einen erheblichen Einfluss auf die zukünftige Energieversorgung der Menschheit – mit einem entsprechendem Verdienst daran.

 

Kohlenstoff

Es gibt aber noch einen zweiten Rohstoff, der in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Er ist ohnehin schon das häufigst verwendete Baumaterial der Natur. Durch unser Zutun wurde er in unvorstellbaren Mengen aus der Erde gepumpt und in die Atmosphäre verbracht: Kohlenstoff, insbesondere in der Form von CO2. Er wird auch in der Zukunft der Menschheit noch eine sehr viel größere Rolle spielen – allen voran als „Erzfeind“ und Sinnbild für den Klimawandel.

Einfluss auf den Klimawandel

CO2 ist für uns Referenz für und als der treibendste Faktor der Klimaerwärmung bekannt. Über kaum ein Molekül wurde in den vergangenen zwanzig Jahren häufiger gesprochen. Und es wird uns wohl auch noch lange begleiten. Er ist deshalb auch eine der wichtigsten Ressourcen der Zukunft, weil wir davon immer weniger herstellen wollen. Die Herstellung von Gütern wird immer weniger am Gesamteinsatz der verwendeten Ressourcen (Eisen, Baumwolle, etc.) gemessen, sondern an den dadurch entstandenen CO2 Emissionen. Denn der Klimawandel ist die entscheidende Messlatte für zukünftiges Leben auf der Erde. Gelangt zu viel CO2 in die Atmosphäre, ist das Leben vielerorts vorbei. Auch andere Emissionsgase wie Methan werden daran gemessen, wie viel sie äquivalent zum Kohlenstoffdioxid am Klimawandel beitragen.

Ein ganz praktisches Beispiel für die Bedeutung von CO2 in der Wirtschaft sind die Emissionszertifikate. Ein Unternehmen, das heute in der EU viel CO2 produzieren möchte, muss dafür erst einmal die erforderlichen Rechte besitzen. Die Reduktion von Treibhausgasen und CO2 wird ein wichtiger Faktor in jeder Produktion bleiben. Insbesondere, wenn die Politik sich dazu entscheidet, den Ausstoß noch weiter zu sanktionieren.

Mögliche Chancen daraus

Manchen Branchen bricht das hierzulande das Genick, andere sehen darin eine Chance. Das kanadische Unternehmen Carbon Engineering konzentriert sich zum Beispiel auf die Entwicklung von Carbon Capture Technologien – also Möglichkeiten, das CO2 einzufangen und zu binden. Beliebte Methode der Speicherung durchweg für diese entstehende Branche ist momentan Ethanol. Der Alkohol lässt sich für verschiedenste Industrieanwendungen verwenden und gleichzeitig fungiert er auch als Grundstoff für Treibstoffe. Auch andere Treibstoffe oder Werkstoffe lassen sich aus dem eingefangenen Kohlenstoff herstellen und je weiter diese Technologie fortschreiten wird, umso ausgereifter werden die Möglichkeiten zur Nutzung sein.

Endloses Zukunftspotenzial

Oben habe ich bereits erwähnt, dass zum Beispiel Lithium schon einen Herausforderer gefunden hat. Akkus aus Graphen waren in der jüngsten Vergangenheit häufiger in den Schlagzeilen. Anderweitig ist Kohlenstoff in Form von Diamant als einer der härtesten Rohstoffe bekannt. Unsere Fähigkeiten im Umgang mit diesem faszinierenden Element werden immer größer. Es stellt kein Problem mehr dar, Nanostrukturen – wie zum Beispiel das Graphen – herzustellen. Auch Nanotubes oder andere Formen aus Kohlenstoff werden erforscht und dadurch entstehen undenkbar viele neue Möglichkeiten. Viele Branchen erleben dadurch einen Entwicklungsschub: Elektrizität, Halbleiter-Technologie, Speichermedien, Medizin und mehr.

 

Letztlich ist es doch bezeichnend, dass die Bausteine allen Lebens – Wasser und Kohlenstoff – auch für unsere Zukunft die bedeutendsten Elemente darstellen werden. Ob und wie diese Entwicklungen eintreffen, ist natürlich nicht gesagt. Tendenziell wird unsere Welt zwar komplizierter, aber ihre einzelnen Aspekte dafür immer simpler. Und so ist es doch nur naheliegend, dass wir uns an die beiden Rohstoffe wenden, die uns am bekanntesten sind.

Mit meiner Kunst tue ich das übrigens auch! Ich habe mich bewusst für das Pflanzen von Bäumen entschieden. Sie binden ja beide Ressourcen – Wasser und Kohlenstoff – zuhauf.

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